Am gestrigen Spieltag trafen wir mit der ersten Mannschaft auf die Schachfreunde Herdecke. Trotz schwerer Ausfälle und Spielersperrungen (die Anzahl der Einsätze als Ersatzspieler sind begrenzt) sind wir mit einer vollständigen Mannschaft in Herdecke angetreten. Dies brachte uns zumindest einen kampflosen Punkt am dritten Brett für Ulrich Eisenburger ein. Nach rund zwei Stunden haben sich die Stellungen auf den Brettern interessant entwickelt, wovon viele für uns recht chancenreich wurden.
Als erste und sehr erfreuliche Überraschung konnte Peter Zocher am vierten Brett in einer aktiven Stellung mit den schwarzen Steinen einen halben Punkt durch das Remisangebot seines Gegners Stephan Schmitz mit knapp 1900 DWZ für uns holen.
Als nächstes musste sich Alexej Kinjow an Brett Sechs leider in einer Endstellung geschlagen geben, in der er nicht unbedingt einen materiellen Nachteil hatte. Sein Widersacher Thomas Zick (1800 DWZ) jedoch konnte die Position seiner Figuren dahingehend verbessern, dass Alexej die Züge ausgingen und der Fehlerquotient stieg. Wir möchten uns dennoch für die Kurzfristigkeit seines Einsatzes und seinen Kampfgeist ausnahmslos bedanken.
Horst Gebhardt hingegen erlaubte sich am zweiten Brett einen positionellen Schnitzer in der Eröffnung, der einen dauerhaften Nachteil bedeutete und von seinem Gegner Jürgen Flotow (2110 DWZ) exploitiert werden konnte. Aber auch Horst hat lange gekämpft und erst nach schätzungsweise vier Stunden die Segel gestrichen. Gerade diese Zeitkontrolle war es, die Jürgen Raue am fünften Brett zum Verhängnis wurde. Dieser konnte seine 40 Züge nicht mehr beenden und resignierte, da er in der Eile deutlich Material verlor – schade eigentlich, denn konnte er ein sehr schönes Opfer spielen und taktisch gewinnen.
Felix Gieseler hat sich am achten Brett eine sehr schöne Gewinnstellung mit drei Mehrbauern erarbeitet. Siegessicher versuchte er die Partie zu gewinnen und übersah einen Trick des Gegners, der ihm eiskalt die Dame abluxte und anschließend den kompletten Damenflügel abriss. Voller Euphorie verwandelte er rasch noch einen Bauern zur zweiten Dame und setzte Felixs König im Zentrum des Brettes Schach und Matt. Folglich lobte der Russe das starke Spiel von Felix und fand sich einige Minuten danach gefühlsmäßig wieder auf dem Boden der Tatsachen ein. Wie sagt man so schön: „Abgerechnet wird zum Schluss!“
Wie Felix, so hat auch Frederik Grobe mit Mehrbauern merklich auf Gewinn gestanden. Das einzige Problem war, dass der Gegner (Bernd Markus) in einer Stellung mit Dame, Turm und jeweils zwei Leichtfiguren als erster die offene Linie mit seinen Turm besetzen konnte. Frederik hat seine Dame im Angriff auf dem Königsflügel auf h5 gehabt und diese nicht auf schnellem Wege zurückziehen können, um auch seinen Turm zum Abtausch anzubieten. Wenig später hätte er aber durch einen Zug des h-Bauern, womöglich den gegnerischen g-Bauern gewinnen können, da die Dame von Bernd auf f5 ungedeckt stand. Auf ähnliche Weise machte es Bernd im Läufer-Endspiel vor und eroberte einen Mehrbauern zurück, wodurch das resultierende Endspiel bestenfalls nur noch als Remis anzusehen war. Ein solches Remisangebot schlug Frederik ab, wonach sein Gegner aufgab, da er sich weigerte diese Stellung noch zwei Stunden zu spielen – ich denke die „Erziehungsmaßnahme“ hat gesessen!
Die Partie an Brett Eins (Gregor Kotainy gegen Peter Spassibin mit 2084 DWZ) ging mit 74 Zügen über die volle Distanz von sechs Stunden. Machen wir uns nichts vor: Der Vorteil in dieser Partie lag stets auf schwarzer Seite, sodass Weiß im weiteren Verlauf mehr zu einem pre-reaktiven Spiel gezwungen war. Großmeister Thomas Pähtz lehrte einmal: „Erahne die Absichten des Gegners!“ Während Weiß nur versuchte das Material ausgeglichen zu halten fand der schwarze Springer im 35. Zug eine Route nach d3, von wo aus er nicht mehr zu vertreiben war. Dies verhinderte, dass sich jemals ein weißer Turm über die Grundreihe auf die c-Linie einfinden könnte, die folglich kurzerhand auch geöffnet wurde. Der schwarze Turm konnte dann ohne Probleme über eben jene Linie auf die zweite Reihe eindringen, wo er schließlich gute Arbeit geleistet hat.
Trotz der Unterlegenheit hat Weiß eine Chance ausgelassen, um die Partie im Endspiel tatsächlich noch Remis zu halten. Der Fehler von Schwarz geschah im 58. Zug und führte in einer Sequenz dazu, dass jeweils mindestens ein Turm vom Brett verschwand. Leider hat Weiß den Abschluss zum Unentschieden verpasst und schlug im 63. Zug einen vergifteten Bauern. Dies erlaubte Schwarz zwei verbundene Freibauern zu konstruieren, die unaufhaltbar wurden. Hier ein Auszug aus der Partie:
Endstand: 5,5 : 2,5
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